21 Jun Bela Heymann
Was wäre wenn ich keinen festen Körper hätte?
Mit meiner Fragestellung: „Was wäre, wenn ich keinen festen Körper hätte?“, habe ich eine hypothetische Frage in den Raum gestellt. Was wäre denn, wenn du jede Woche in einem fremden Körper aufwachen würdest; mit einem anderen Geschlecht, anderen Nationalität, Hautfarbe, Körperform, in einem unterschiedlichen Land? In verschiedenen Familien, umgeben von den unterschiedlichsten Menschen ?
Bei meiner Darstellung und Auslegung einer möglichen Antwort waren mir vor allem zwei Aspekte besonders wichtig.
Einerseits, dass trotz des ständigen Körperwechsels, dein Selbst, dein Wesen, welches dich ausmacht, immer das Gleiche bleibt. Und andererseits die aus ihrem Zustand resultierende Unfähigkeit der Person enge Bindungen und Beziehungen mit anderen Menschen zu haben.
Denn trotzdem du tagtäglich mit anderen Personen in Kontakt wärst, wärst du doch auf eine dramatische Art alleine und isoliert. Niemand kennt dich wirklich, hat überhaupt je die Möglichkeit dazu dich kennenzulernen. Denn du bist in einem Körper, der dir nicht gehört und verbleibst in diesem auch nicht lange. Deine jeweilige Hülle wird zwar vermutlich geliebt und gekannt. Doch niemand kennt dich oder liebt dich für die Person, die du bist.
Aufgrund dessen habe ich mich auf das Gefühl von Einsamkeit konzentriert, weil ich denke, dass dieser Aspekt alle anderen dominieren und dein Leben weitestgehend bestimmen würde. Das Gefühl, alleine unter vielen Menschen zu sein. Ich bin mir sicher, vielen von euch dürfte das Grundgefühl nicht unbekannt sein.
Um dem Betrachter dieses Gefühl vermitteln zu können, habe ich mich dazu entschieden gleich drei verschiedene Medien zu verwenden.
Als Hintergrund habe ich eine große Malerei gestaltet, welche verschiedene Figuren-konstellationen zeigen (inspiriert von Keith Haring) und welche verschiedene Arten von Bindungen darstellen. Um die positiven Gefühle von Gemeinschaft und Liebe in unterschiedlichsten Formen zwischen diesen Figuren zu zeigen, sind diese in bunten, oft grellen Farben abgebildet. Sie umarmen sich, halten sich an den Händen, oder tragen einander sogar womit ihre Zuneigung und Vertrautheit zueinander deutlich wirdl.
Gefühle welche jemand mit wechselndem Körper vermutlich nicht erleben würde. Und auch Bindungen, welche nicht möglich sind, wie die Bindung einer Mutter zu ihrem Kind, beginnend mit der Schwangerschaft über die Entwicklung, zum Erwachsen werden des Kindes.
Um den Kontrast von Einsamkeit mit Zuneigung, Gemeinschaft, Liebe und Vertrauen zu verdeutlichen, habe ich Pappfiguren ausgeschnitten, welche mittig unten vor der Malerei stehen. Sie symbolisieren die Person mit wechselndem Körper und sind grau bemalt. Das Grau soll im Gegensatz zu den bunten fröhlichen Farben des Hintergrunds, die Trostlosigkeit eines Lebens ohne Liebe darstellen. Auch ihre Körperhaltungen sind leicht gekrümmt und angespannt, mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern, um ihr Unwohlsein auszudrücken. Um eine Art Distanz und Isolierung zu den „normalen“ Figuren im Hintergrund darzustellen, habe ich, vor allem über der Figur/ den Figuren ein wenig Platz, leeren Raum, gelassen. Dadurch wirken vor allem die kleineren Figuren noch kleiner und stärker alleine.
Um dem Betrachter meinen zweiten Aspekt vermitteln zu können, dass es sich um die gleiche Person, das gleichen Individuum in unterschiedlichen Körpern handelt, habe ich wie bereits gesagt, nicht nur eine Pappfigur ausgeschnitten, sondern mehrere. Diese haben stark abweichende Körperformen, um die Änderung der Körperhüllen zu verdeutlichen. Bei der geplanten Inszenierung wollte ich Ursprünglich die Pappfiguren mit einem Faden aneinander befestigen, und nacheinander umklappen lassen. Doch da sich das Format der Darstellung geändert hat, habe ich mich dafür entschieden, die Darstellungsweise ebenfalls an das Format anzupassen und habe ein Video zusammengeschnitten, um die genannte Änderung zu zeigen.
Doch nicht nur die Darstellung des Wandels, sondern auch die Veranschaulichung des Konstanten, also des Selbst, der Seele, die trotzt veränderter Körper besteht, lag mir sehr am Herzen. Dies habe ich mit meinem dritten Medium gelöst, der Projektion des immer selben schlagenden Herzens auf jedem der Pappkörper, welches beide Elemente nun vereinen. Das Herz als Konstante zeigt zudem, das Wesen, die Persönlichkeit macht den Menschen hauptsächlich aus, eben nicht (nur) der Körper.
Insgesamt bin ich mit meinem Projekt durchaus zufrieden, und der Prozess hat, obwohl er sehr mühselig und anstrengend war, auch viel Spaß gemacht. Trotzdem denke ich, dass das Projekt als geplante Installation in der Schule besser gewirkt hätte, auch durch die Größenverhältnisse, die auf dem Video natürlich nicht deutlich werden und den echten Farben, die im mit eigenen Augen betrachtet, doch nochmal besser zur Geltung kommen.
Abschließend hoffe ich, dass das Projekt andere Menschen generell zum Nachdenken und vielleicht auch zum Überdenken Ihrer Haltung anregt, ihre engen Freunde, Familie und anderen Mitmenschen, die einem wichtig sind, mehr schätzen zu lernen und außerdem Menschen nicht nur auf ihr Äußeres, ihren Körper zu reduzieren.