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Lotte Bernd

was wäre wenn wir in Unterdrückung leben würden?

In dem oben zu sehenden Bild, steht ein Gesicht im Fokus,das nach vorne blickt und so abgebildet ist, dass es den Mittelpunkt der Komposition bildet. Drumherum erkennt man weitere Gesichter,die aber in unterschiedliche Richtungen gucken. Ein Gesicht ganz oben legt  den Kopf in den Nacken und schaut nach  oben. Die Augen sind dabei nicht zu erkennen. Ein wenig weiter unten ist ein Gesicht von einer Hand verdeckt, wobei man die Gesichtszüge trotzdem sehr gut erkennen kann. Links daneben wird einerPersonder Mund zugehalten. Neben dem Kopf der in der Mitte liegt, ist links ein Gesicht, das mit offenem Mund in Richtung des Betrachters schaut. Von der Mitte ausgehend rechts befindet sich ein Gesicht, das sich vom Betrachter wegdreht und somit nach hinten blickt. Unter diesem Gesicht befindet sich das letzte  Gesicht auf diesem Bild, welches seinen Blick nach unten gerichtet hat.
Mehrere Hände vollenden das Bild. Sie befinden sich in, unter, neben und auf den Gesichtern und sind deutlich dunkler eingefärbt als die abgebildeten Personen, die zumeist weiblich zu sein scheinen. Diese sind nämlich gelb/orange, im Gegensatz zu den Händen, die mal in einem helleren und mal in einem dunkleren Rot erscheinen. Alles wurde in einem annähernden Oval angeordnet.
Das gesamte Motiv ist mit einer schwarzen Kontur umrandet und wurde zusätzlich mit dunkleren Nuancen der jeweiligen Farbe des Gesichts und mit Grau schattiert. Der Hintergrund besteht aus einer 70X100 cm großen grauen Pappe.

Prozess & Vorbereitung
Im Urlaub, in den Ferien, habe ich mir mein altes Skizzenheft angeschaut und habe eine Zeichnung  gefunden, die ich 2017 angefertigt habe. Sie hat mir ganz gut gefallen und deswegen habe ich angefangen sie immer wieder abzuzeichnen und dabei nur Minimal zu verändern. Das habe ich solange gemacht, bis ich mit einer Zeichnung zufrieden war (siehe S.5,oben links). Zu dem Zeitpunkt  war ich mir noch nicht sicher, was ich mit dieser Zeichnung machen möchte, dass ich sie wirklich am Ende als mein Projekt abgebe und was überhaupt meine „Waswäre wenn…“ Frage dazu sein sollte. Also habe ich noch weitere Skizzen und Zeichnungen angefertigt, um endlich auf eine Idee zu kommen. Als meine Familie und Freunde, als ich wieder zu Hause war, dann aber sehr begeistert von meiner Skizze waren und mir die Zeit davonrannte,habe ich mich für dieses Motiv entschieden.
Durch ein Gespräch mit meinem Vater bin ich auf die Idee gekommen, es so groß wie möglich auf eine Pappe aufzutragen.
Dafür habe ich einen Beamer zur Hilfe genommen und das Bild auf eine Wand projiziert. Mit Acryl-Farben habe ich zunächst die Gesichter gelb und orange eingefärbt, etwas dunkler schattiert und zuletzt mit schwarz umrandet. Ich wollte mich erst nur ausprobieren und ich hätte nicht gedacht, dass das große Bild so viel Zeit in Anspruch nehmen würde (3 Tage insgesamt). Deshalb habe ich auch noch weitere Varianten des Motivs in kleiner gemalt (siehe S.13)

Bedeutung & Deutung
Je länger ich die Abbildung betrachtet habe,desto mehr kam es mir vor als würden die Hände die Personen darauf bedrohen. Und das auf eine provokante Art und Weise. Die Hände wirken nicht sonderlich aggressiv, sondern meines Erachtens eher spielerisch. Dennoch scheinen sie bedrohlich und angriffslustig zu sein. Auf den ersten Blick ist es nicht wirklich zu erkennen, doch wenn man genauer hinsieht wirkt es,als würden die Hände den Frauen zu nahe kommen. Bei einigen offensichtlicher (oben, links) und bei anderen eher zärtlicher (unten,links).
Solche Mechanismen finden sich auch in der Realität. Gewalt in der Gesellschaft wird häufig nach Außen hin
verharmlost und nicht genug thematisiert. Bei sexueller Gewalt und häuslicher Gewalt, vor allem gegen Frauen, wird oft geschwiegen. Unter anderem deshalb habe ich,soweit man es erkennen kann, auch viele weibliche Abbildungen von Personen gewählt.
Nach dieser nachträglichen Erkenntnis der Bedeutung des Bildes habe ich mir die Frage gestellt, wie es wäre, wenn wir in einer allgemeinen Unterdrückung leben würden.
Wenn also nicht nur die Gesellschaft und Staat wichtige Dinge wie Gewalt verschweigen würden, sondern uns auch noch vorschreiben würden, wie wir zu leben oder sogar zu denken haben, dann gäbe es keine Freiheit mehr.
Unterdrückung führt zu Ungerechtigkeit und verursacht gleichzeitig, dass es keine Meinungsfreiheit und überhaupt viel weniger Menschenrechte gibt. Außerdem ist Unterdrückung immer mit Verfolgung, Terror, Krieg und Armut verbunden und das sind Dinge, die sich keiner wünschen sollte.